Geteilte Zeit

Geteilte Zeit

Die aus 2 Videos bestehende Installation wurde anlässlich der Ausstellung „Normalzeit“ produziert. Die thematische Vorgabe zu dieser Ausstellung war eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Wiener Würfeluhr.

Beide Videos wurden mit erhöhten Kamerastandpunkt, aus einem Zimmer des Hotel Kummers, mit Blick auf die Kreuzung Mariahilferstraße/ Neubaugasse, einem Standort einer Würfeluhr, gedreht. 

Kamera 1 ist auf die Uhr gerichtet und macht 1 Foto pro Minute für 48 Stunden, und dokumentiert damit jeden Wechsel der Minutenzeiger. Kamera 2 ist auf den gesamten Kreuzungsbereich gerichtet und fotografiert in Bildintervallen von 12 Sekunden tagsüber und bis zu 36 Sekunden in den Nachtphasen.

Ausstellungsansicht, Normalzeit. 2 Bildschirme in das Uhrengehäuse einer Wiener Würfeluhr montiert, Spiegelmosaik, Textil, Mediaplayer. Fotos Anja Hitzenberger, Ausstellung Lichterloh Designhandel, SectionA. Dank an Hotel Kummer Wien.

Video 1, WienZeit, 48:00 Minuten:

Die Einzelbilder des fotografierten Materials werden auf die Dauer von 6 Sekunden gedehnt und dann mit 3 Sekunden überlappend als Film rausgespielt. In einem weiteren Arbeitsschritt wurde die Uhr freigestellt und auf 24 verschiedene Spuren kopiert und die Dauer des Ausgangsmaterials zeitlich gedehnt oder komprimiert. Die Anordnung der nunmehr 24 Uhren Objekte folgte dann der Grundform des Uhrenkorpus, und imitiert  eine räumliche Struktur, die sich über die gesamte Bildfläche ausbreitet. Durch die Mehrfachanordnung der Uhr mit unterschiedlichen Zeitanzeigen relativiert sich ein mathematisch, chronischer Zugang zum Zeitbegriff. Die unterschiedliche Zeitlichkeit der montierten Spuren lässt sich unmittelbarer über die Änderung der Lichtverhältnisse ablesen. 

Video 2, Bundesländerplatz, 15:16 Minuten

Kamera 2 ist auf den gesamten Kreuzungsbereich gerichtet und fotografiert in Bildintervallen von 12 Sekunden tagsüber und bis zu 36 Sekunden in den Nachtphasen. 23.460 Bilder wurden dann mit einer eigens erstellen Bildbearbeitungssoftware aneinandergereiht und bearbeitet. Die zugrundeliegende Idee der Software war eine Simulation eines fotografischen Stilmittels, die Langzeitbelichtung. Auf den frühen Fotografien und Daguerreotypien waren aufgrund der extrem langen Belichtungszeiten von Straßenszenerien kaum Menschen zu sehen, weil diese nicht lange genug am Platz verharrten, um von der Kamera erfasst zu werden. Diese Tatsache ist nur der Fotografie zu eigen, und nicht dem Film, weil die Abbildungsmechanismen von Zeit in den beiden Medien unterschiedlich sind. Die Fotografie „fixiert einen bestimmten Zeitabschnitt auf ein Bild, der Film hält den selben Zeitabschnitt mit mehreren hunderten, oder sogar tausenden Einzelbildern fest, die dann nacheinander gezeigt werden. Mit dem vorliegenden Film wollte ich jedoch dieses chronische nacheinander von fotografischen Momenten unterlaufen und den Versuch starten Zeit als Dauer darzustellen. 


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